DER TODESPASS UND WIE WIR IN COSTA RICA BEINAHE ERFROREN
Saskia Dengler, Christoph Matella, Viola Rosa Semper und Christian Wally
Unser letztes Frühstück in La Gamba
war angebrochen. Ein wenig traurig verabschiedeten wir uns von den
neu gefundenen Freunden und dann ging es ab in den Bus Richtung
Hochgebirge. Oder doch nicht? Leider stellte sich heraus, dass im
Labor heimtückische Wichtel leben, die in der Nacht den Stecker
gezogen haben, der für die Stromversorgung der Aufzeichnung
verschiedener Messinstrumente verantwortlich ist. Es hieß, es könne
Stunden dauern, das erneut zu initialisieren. Doch nach dem ersten
Schock überließen wir dem Stecker sich selbst und starteten unsere
Reise auf über 3000m Seehöhe.
Ein Kestrel auf Reisen
Unser Universalmessgerät, ein Kestrel
4500, musste natürlich die komplette Fahrt dokumentieren, darum
überlegten wir uns die beste Strategie, es an der Außenwand des
Busses zu montieren. Zwei Gummiringerl und einiges an Klebeband
später, schaukelte es freudig im Fahrtwind und zeichnete mit voller
Begeisterung Daten für uns auf.
Nein, Zucker ist nicht weiß
Am Weg machten wir erneut mehrere
Stopps, darunter in einem Ureinwohnerreservat, bei Ananasplantagen
und einer Tankstelle. Der beste Aufenthalt war jedoch der, bei einer
Zuckerrohrverarbeitungsanlage. Hier konnten wir sehen wie Zuckerrohr
zerkleinert, gekocht, mit Lindengewächsen vermischt, verarbeitet
wird, bis letztendlich eine braune, dicke Masse entsteht: Dolce Sur!
Was wir mit Begeisterung kauften, um dieses Vorprodukt des uns
bekannten Zuckers mit nach Hause zu nehmen.
Aus mit dem Schweiß – bis es den Berg hinauf geht
Endlich im Hochgebirge angekommen,
blieb kaum Zeit für eine Pause. Sofort ging es durch den
Hochlandregenwald. Hier roch es traumhaft nach frischem Moos, das an
allen Baumstämmen zu finden war. Bergauf und bergab trieb es uns,
was für manche Sturzpiloten einen schmerzenden Hintern bedeutete.
Aufgrund der kühleren Temperaturen dachte er: Jetzt hat es sich
ausgeschwitzt! Aber nein, wer mehrere Höhenmeter in 3000m Höhe zu Fuß zurücklegt,
der kommt auch bei unter 20°C ins Schwitzen.
Richtig kalt geworden ist es aber erst
beim Gipfelstürmen. Dazu mussten wir jedoch den Todespass
durchqueren. Früher war das der einzige Weg von San José in den
Süden und dabei kamen viele Reisende mit ihren Lasttieren ums Leben.
Aber auch heute ist die Strecke sehr gefährlich. Der vorherrschende
Nebel trübt die Sicht und die für Costa Ricanische Verhältnisse
sehr gut ausgebaute Straße verleitet zum schnellen Fahren und
plötzlichen Überholen. Wir vertrauten jedoch unserem talentierten
und erfahrenen Fahrer und kamen gut am Fuß des Gipfels an.
Durch dichten Nebel ging es weitere
Meter hinauf, wobei die Bekleidung ganz unterschiedlich ausfielen.
Während manche von uns mit Skihose, Windjacke, mehreren Pullovern,
Haube und Handschuhen gewappnet waren, starteten andere mit kurzen Ärmeln. Spätestens am Gipfel, wo
der Wind brauste, dass es einen beinahe auf die unsanfte Art und
Weise zurück zum Bus trieb, war es mit kurzen Ärmeln auch für die
Härtesten vorbei.
Nun wurde auch ein Kestrel aufgebaut,
um die Nacht meteorologisch verfolgen zu können. Aufgrund des Nebels
blieb die Sichtweite jedoch gering und der Sonnenuntergang im Pazifik
passierte ohne uns.
Bei einem leckeren Abendessen bleibt
uns nur zu hoffen, dass wir in der Nacht nicht erfrieren und den
morgigen Sonnenaufgang im Atlantik vom Gipfel aus sehen können.
PURA VIDA!
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